Lieber flüssig oder fest? Das ist bei Seife häufig die Frage. Der Umwelt zuliebe verwenden viele Konsumenten gerne ein festes Stück Seife, da dieses ohne Plastikverpackung auskommt. Doch viele Verwender fragen sich, wie es beim Seifenstück denn so mit der Hygiene aussieht: sammeln sich da nicht Bakterien und Keime auf dem Seifenstück an? Und ist feste Seife wirklich so viel besser für die Umwelt? Gehen wir der Sache doch mal auf den Grund.
Seife per Definition
Klar kennen und nutzen wir alle Seife. Doch was genau wird eigentlich als Seife definiert? Seife besteht aus waschaktiven Stoffen, die entstehen, wenn man pflanzliches oder – heute eher seltener – tierisches Fett mit einer Lauge verkocht. Seife gehört zur Gruppe der „Saubermacher“, was chemisch als Tenside bezeichnet wird. Tenside verbinden Wasser mit Öl und sind daher in der Lage, fetthaltigen Schmutz von unserer Haut zu lösen. Seife ist das älteste, aber längst nicht mehr einzige Tensid. Denn in allen Shampoos, Duschgelen oder Flüssigseifen stecken Tenside, die auf andere Weise industriell hergestellt werden.
Feste Seife aus Tradition
Die Seife in fester Form ist eines der ältesten Körperpflegemittel zum Waschen und Reinigen unseres Körpers. Noch lange bevor es Duschgels und Badezusätze gab, war die Seife ein fester Bestandteil der Körperpflege. Meistens liegt sie auf dem Waschbecken und wir benutzen sie zum Händewaschen. Doch das feste Seifenstück erlebt gerade sein Comeback, denn nach und nach wird die klassische Seife auch immer häufiger wieder zum Duschen verwendet. Grund dafür ist die oft natürlichere Zusammensetzung der Seife im Gegensatz zu flüssigen Duschmitteln. Feste Seifen sind oft aus 100 % natürlichen Zutaten hergestellt und sind teilweise rein pflanzlich oder sogar vegan.
Der pH-Wert von Seife
Seife hat einen basischen pH-Wert zwischen 9 und 11. Dagegen liegt der pH-Wert der Haut im sauren Bereich zwischen 4,5 und 5,8. Dadurch wird beim Waschen mit Seife der pH-Wert der Haut verschoben und der natürliche Säureschutzmantel kurzfristig neutralisiert. Die Haut quillt dadurch auf und wird empfindlicher gegenüber äußeren Einflüssen. Doch kein Grund auf Seife zu verzichten, denn dieser Effekt ist eigentlich keine große Sache – der Säureschutzmantel der Haut baut sich schon in rund einer Stunde wieder auf.
Und wer gesunde Haut hat, kann feste Seife in der Regel problemlos sowohl für die Hände als auch für den Körper verwenden. Gerade unter der Dusche durch das viele Wasser neutralisiert sich der basische pH-Wert der Seife schnell und schadet der Haut daher auch nicht. Bei empfindlicher und sensibler Haut sollte man jedoch auf besonders milde Seifenstücke speziell für sensible Haut zurückgreifen.
Die Wirksamkeit
Feste Seife zeichnet sich gerade durch seine ergiebige Wirkung aus. Da ein festes Seifenstück kaum Wasser enthält, besitzt es eine recht konzentrierte Waschkraft.
Verwendet man ein festes Seifenstück verbraucht man daher automatisch weniger, als mit einer flüssigen Variante. Dies hat zwei Vorteile: einerseits schont man den Geldbeutel, da sich feste Seife sparsamer verbraucht und man daher seltener nachkaufen muss. Andererseits schont es auch die Haut, da sich feste Seife im Vergleich zu Flüssigseife oder Duschgels nicht so leicht überdosieren lässt. Denn zu viel Seife kann die Haut auch beanspruchen und den Säureschutzmantel der Haut angreifen, gerade bei empfindlicher Haut. Klare Pluspunkte für das Seifenstück!
Die ökologische Seite
Für die Umwelt ist feste Seife sicher die bessere Wahl. Denn im Vergleich zur Flüssigseife aus dem Spender, spart man damit zunächst einmal einiges an Plastik- und Verpackungsmüll ein. Doch nicht nur das – feste Seife hat noch weitere Vorteile für die Umwelt. Denn feste Seifenstücke werden komplett ohne oder mit nur wenigen chemischen oder synthetischen Zusatzstoffen hergestellt. Dadurch kann feste Seife besser abgebaut werden und schont dadurch langfristig die Umwelt. In der industriellen Produktion von flüssigen Seifen und Duschgels werden häufig zahlreiche chemische und synthetische Stoffe verarbeitet wie beispielsweise Duft- oder Farbstoffe, die nur schwer abbaubar sind und die Umwelt belasten. Feste Seifen werden überwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen wie natürlichen Fetten hergestellt. Und während Flüssigseife zum Großteil aus Wasser besteht und daher meist Konservierungsstoffe benötigt, kann bei der Herstellung von Seifenstücken in aller Regel darauf verzichtet werden. Die Basis von flüssigen Seifen und Duschgels ist übrigens nicht selten der fossile Rohstoff Erdöl. Der ist in fester Seife niemals zu finden, da er sich gar nicht zu fester Seife verarbeiten lässt. Der ökologische Aspekt von fester Seife ist definitiv ein weiterer Pluspunkt.
Die Sache mit den Keimen
Doch eine wichtige Sache ist noch zu klären: sammeln sich auf einem Seifenstück nicht Keime und Bakterien an? Immerhin greifen wir das Seifenstück mit unseren Händen an und übertragen doch damit den Schmutz von unseren Händen auf das Seifenstück, oder? Studien dazu haben gezeigt, dass die Angst, dass sich durch die Verwendung von Seifenstücken Krankheiten übertragen, unbegründet ist. Denn die Studien kamen zu dem Ergebnis, dass mit festen Seifenstücken weder Keime noch Krankheiten übertragen werden. Eine der Studien stammt aus dem Jahr 1965, bei der Forscher ihre Hände mit rund fünf Millionen Bakterien konterminiert hatten und sich anschließend ihre Hände mit einem Seifenstück gewaschen haben. Danach benutzen andere unbelastete Probanden die Seifenstücke. Die anschließende Analyse zeigte, dass die Bakterien nicht auf die nachfolgenden Benutzer übertragen worden waren. Ähnliche Studien aus späteren Jahren bestätigten ebenfalls, dass sich zwar auf Seifenstücken Bakterien befinden können, dass diese aber nicht übertragen werden. Andere Studien haben zwar belegt, dass sich in Flüssigseife weniger Bakterien nachweisen lassen, als auf einem festen Seifenstück. Da sich die Bakterien aber nicht auf uns übertragen, müssen wir uns jedoch keine Sorgen um unsere Gesundheit machen. Sicherlich bevorzugen wir in öffentlichen Räumen doch eher Flüssigseife, da man sich eben doch nicht so gerne mit unzähligen Fremden ein Stück Seife teilen möchte. Im privaten Umfeld können wir jedoch getrost ein festes Stück Seife gemeinsam verwenden, ohne uns Gedanken über die Hygiene machen zu müssen.
Nobody‘ s perfect
Zum Schluss noch eine kurze Aufklärung von zwei Alltagsphänomenen in Verbindung mit dem festen Seifenstück.
Wo kommen eigentlich die unschönen Rillen auf dem Seifenstück her? Ganz einfach: die Rillen sind schlicht und einfach Spannungsrisse. Denn die Seife quillt durch den Kontakt mit Wasser auf und trocknet danach wieder. Reduzieren lassen sich die Rillen deutlich, wenn man das Seifenstück nach der Verwendung nicht in einer Wasserpfütze liegen lässt. Abhilfe schaffen hier Seifenschalen mit Löchern, durch die das Wasser abfließen kann oder ein Seifensäckchen, in dem die Seife trocknen kann. Alternativ zu Seifenschalen oder Seifensäckchen, können alle, die es ganz natürlich mögen, die Seife zum Trocknen auch auf Luffa legen, die als praktische Scheiben erhältlich sind.
Und wieso wird das glänzende Waschbecken durch die Verwendung von Seife eigentlich trüb und stumpf? Das kommt durch die Kombination von Seife mit kalkhaltigem Wasser, was zu einem Belag – der sogenannten Kalkseife – führt. Wen dieser Effekt stört, der gibt dem Waschbecken einfach Saures: mit Zitronen- oder Essigsäure strahlt das Becken wieder wie zuvor.
Fassen wir zusammen
Die feste Seife erlebt zu Recht ihr Comeback. Denn das klassische Seifenstück hat einige Vorteile gerade in Punkto Umwelt und Wirksamkeit. Und da die Angst vor Keimen und Bakterien durch Studien wirksam entkräftet werden konnten, können wir getrost auf den alten Klassiker zurückgreifen, der mittlerweile in tausenden Variationen verfügbar ist. Liebes Seifenstück – wellcome back!